Skip to main content
Florian Dierl

THF – ein Ort der unterschiedlichen Wahrnehmungen

Von 6. September 2022August 31st, 2023Keine Kommentare
©Maurice Weiss/Ostkreuz

Für die Entwicklung des Standorts erscheinen folgende Gesichtspunkte wichtig:

  1.   Profilierung: Die Geschichte des Areals stellt zusammen mit der monumentalen Architektur des Flughafengebäudes ein wesentliches Potenzial für die touristische Attraktivität des Standorts, wie auch als Location für externe kulturelle oder kommerzielle Nutzer dar. Durch die museale Erschließung von Teilen des Gebäudes und des Flugfelds kann das kulturgeschichtliche Profil als Kernelement des Standorts hervorgehoben werden. Dies sollte durch eine Institution geschehen, die sich dauerhaft am historischen Ort befindet und dessen Identität durch permanente Kommunikation gegenüber der Öffentlichkeit repräsentiert. Diese Institution mit ihren Mitarbeitenden  ist die Visitenkarte des Standorts!
  2.   Alleinstellungsmerkmal: Die vielfältigen Zeitschichten und Zäsuren (Pionierprojekt in der internationalen Luftfahrt – archetypischer Großflughafen/Repräsentationsbau/Ort der Verfolgung im Dritten Reich – Tor zum Westen im Kalten Krieg – urbane Parklandschaft im 21. Jh.) machen die spezifische Aura des Ortes aus. Die Aufgabe besteht daher darin, diese Komplexität angemessen abzubilden und die unterschiedlichen Wahrnehmungen des Ortes als konstitutiven Bestandteil des Kulturstandortes zu verstehen. Ein Leitbild, das THF als einen pluralistischen, dialogoffenen, aber auch kontroversen Fokusort oder als Kraftfeld der Geschichte charakterisiert, könnte auch für die Außendarstellung weiterer Nutzer interessant sein.
  3. Soziokultur: Durch die Abtrennung des Flugfelds vom zumeist verschlossenen Flughafengebäude wirkt dieses in der Öffentlichkeit vor allem als Barriere für den Zugang zum Freizeit- und Erholungsgelände. Die Durchlässigkeit zwischen den beiden Teilbereichen könnte durch eine funktionale Verknüpfung ergänzt werden, indem im Gebäude Betriebsflächen für stadtteilbezogene Servicefunktionen zur Verfügung gestellt werden. Die Durchführung temporärer Kulturprojekte könnte zudem als partizipativer Prozess im Sinne einer demokratischen Aneignung des ehemals von den Nationalsozialisten definierten Ortes organisiert werden. Dies würde die zivilgesellschaftliche Akzeptanz des Gesamtvorhabens erhöhen.
  4.  Bündnispartner: Der Kulturstandort benötigt für seine wirtschaftliche Tragfähigkeit vermutlich auch Nutzer mit kommerzieller Ausrichtung. Eine Nutzung wie die im Workshop diskutierte Vor-Ort- Produktion von erneuerbarer Energie (Blue Power) stünde im Einklang mit dem funktional-technischen Charakter des Areals und könnte dem Gesamtprojekt eine zusätzliche politische Schubkraft verleihen.

Autor: Florian Dierl
Copyright Beitragsbild: Maurice Weiss/ Ostkreuz