Denkmalpflege und behutsame Stadtentwicklung brauchen einen integrativ agierenden Prozess. Dabei stellt sich die Frage, wie denkmalpflegerische Anliegen und Standortentwicklung verhandelt und sinnvoll verbunden werden. Hier kann das Instrument des Good Practice Wheel (H. Oevermann, H. Mieg) eine Hilfestellung leisten.
Das Good Practice Wheel basiert auf der Erkenntnis, dass Industriedenkmäler Teil des städtischen Wandels sind. Die integrative Gestaltung der Prozesse kann entlang von acht Aufgabenbereichen zueinander strukturiert werden. Diese sind:
Denkmalpflege: Die Erhaltung und Vermittlung des Denkmalwerts ist das Hauptanliegen. Die Bewahrung der charakteristischen Struktur- und Gestaltungsmerkmale ist für alle Entscheidungen (Management, Bildung, Umnutzung, etc.) zentrales Kriterium. Tempelhof hat den Vorteil, dass seine konstitutive Großform kluge Eingriffe in kleineren Maßstäben gut verkraftet.
Umnutzung: Geeignete Formen der Nutzung sind erforderlich, um die langfristige Erhaltung sicherzustellen. Die Öffnung und Zugänglichkeit des Großdenkmals durch Nutzungen unterstützt die Wahrnehmung und Anerkennung in der breiten Bevölkerung und legitimiert nötige Investitionen.
Einbeziehung der Stadtgesellschaft: Die Einbindung vielfältiger Akteure trägt dazu bei, ein Verständnis für die komplexe Aufgabe der Erhaltung und Entwicklung zu generieren und ist Bestandteil jeder langfristigen Perspektive.
Nachhaltige Entwicklung und Klimawandel: Tempelhof ermöglicht, das Planungsparadigma der Suffizienz und Effizienz (E. Endres) umzusetzen und ein Modell zu schaffen, das die Bundespolitik in den Erhaltungs-und Entwicklungsprozess für Tempelhof mit einbezieht.
Bildung: Informations-, Vermittlungs- und Bildungsaktivitäten sind von wesentlicher Bedeutung. Hier kann der Zugang zum Großdenkmal verbessert und die Stadtgesellschaft durch außerschulische Lernorte, Kunst und Kultur Teil der Entwicklung von Tempelhof werden.
Stadtentwicklung: Die Stadtentwicklung hat die Aufgabe, benachteiligte städtische Umgebungen aufzuwerten. Auf dem Tempelhofer Feld gelingt dies bereits. Wirtschaftlich, sozial und ökologisch tragfähige Konzepte für THF verbinden Ziele der Stadtentwicklung mit denen der Nachhaltigkeit.
Forschung: Die Forschung und die Bewertung des Großdenkmals tragen dazu bei, die historische(n) Stadtgeschichte(n) zu erfassen und zu begreifen. Streit kann dabei als ein Denkmal-Wert (G. Dolff-Bonekämper) und als Indikator demokratischer Prozesse verstanden werden. Forschungseinrichtungen und Universitäten können als Intermediäre und Impulsgeber funktionieren.
Management: Das Management organisiert die verschiedenen Interessengruppen und Behörden in den Planungsprozessen. Es steuert die integrative Bearbeitung des Erhaltungs- und Entwicklungsprozesses von Tempelhof und überblickt die unterschiedlichen Maßstäbe von der Stadt bis zum Umgang mit dem architektonischen und technischen Detail des Großdenkmals.
Autorin: Prof. Dr. Heike Oevermann
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